Mit 3.40% ist die Inflation in den ersten beiden Monaten des Jahres entgegen den Erwartungen weiter angestiegen um dann im März, wiederum eher überraschend, auf 2.90% zu korrigieren. Der Druck auf die Preise hat auf breiter Ebene zugenommen und ist auch im Dienstleistungssektor spürbar geworden. Die Expertengruppe des SECO hat Mitte März die erwartete durchschnittliche Jahresinflation für 2023 von 2.20% auf 2.40% angehoben. Auch das Wirtschaftswachstum wurde etwas überraschend von 1.00% auf 1.10% leicht erhöht. Gestützt durch die gute Lage am Arbeitsmarkt und den Nominallohnerhöhungen sollte der private Konsum in den kommenden Quartalen moderat ansteigen. Dafür ist bei den Investitionen angesichts des internationalen Wirtschaftsumfelds nur mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum zu rechnen. Die Schweizerische Nationalbank hat aufgrund des höheren Inflationsdrucks den Leitzins wie erwartet um 50.00 Basispunkte auf 1.50% angehoben und betont, dass möglicherweise weitere Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität zu gewährleisten. Im Juni wird die SNB wahrscheinlich eine weitere Erhöhung vornehmen und danach eine Zinspause einlegen. Der Arbeitsmarkt ist weiterhin äusserst robust und die durchschnittliche Arbeitslosigkeit wird für dieses Jahr bei rekordtiefen 2.00% prognostiziert.
Die letzten Konjunkturdaten sind mehrheitlich erfreulich ausgefallen. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank hat im März zu Turbulenzen im globalen Bankensystem geführt. Danach folgte die Notübernahme der CS durch die UBS. Die Märkte haben sich von den negativen Schlagzeilen über den Sektor etwas erholt. Die publizierten Unternehmensergebnisse des 1. Quartals sind mehrheitlich positiv ausgefallen und die Aussichten für das Jahr wurden bestätigt. Der Schweizer Aktienmarkt ist im historischen Vergleich unterbewertet und bietet langfristig gutes Potential.
Widerstandsfähige Wirtschaft in schwierigem Umfeld
Für das 1. Quartal 2023 rechnen wir mit einer annähernden Stagnation der Konjunktur in Europa. Aufgrund von sinkenden Energiepreisen, nach den historischen Preisspitzen im 3. Quartal 2022, sanken die Importkosten für Energie erheblich, was den Aussenhandel stützte. Demgegenüber belasten der Konsum sowie die Investitionen das Wachstum.
Der EU-Arbeitsmarkt ist trotz der konjunkturellen Abschwächung nach wie vor robust. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote war per Ende Februar mit 6.00% in der Europäischen Union (EU) und 6.60% im Euroraum auf einem historischen Tiefstand. In Deutschland, Polen und Tschechien herrscht mit Arbeitslosenquoten zwischen 2.40% bis 2.90% nahezu Vollbeschäftigung, während in Spanien 12.80% als arbeitslos registriert sind.
Die Inflation in der Eurozone hat sich im März aufgrund sinkender Energiepreise deutlich auf 6.90% abgeschwächt. Im Februar lag sie noch bei 8.50% und im vergangenen Herbst bei über 10.50%, damit deutlich höher. Von Entwarnung kann jedoch noch keine Rede sein, denn die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, nahm im März weiter auf ein neues Rekordniveau von 5.70% zu.
Im März verzeichnete die Eurozone das stärkste Wirtschaftswachstum seit Mai 2022 – eine deutliche Steigerung gegenüber dem Schlussquartal 2022. Die entscheidenden Wachstumsimpulse gingen vom Dienstleistungssektor aus, während die Industrieproduktion nur minimal zulegte. Der S&P Global Flash Eurozone Composite PMI notierte im März mit 53.70 Punkten nach 52.00 Punkten im Februar zum dritten Mal in Folge über der neutralen Marke von 50.00 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird.
Im Verlauf des 1. Quartals 2023 hat die Konjunktur in der Eurozone etwas an Dynamik gewonnen. Wir rechnen mit einer annähernden Stagnation, gefolgt von einem leichten Wachstum ab dem 2. Quartal. Durch die jüngsten Turbulenzen im globalen Finanzsystem ist die Unsicherheit für den globalen Wachstumsausblick gestiegen. Besonders rückläufige Inflationsraten mit nachziehenden Lohnerhöhungen sollten den Konsum stützen. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt mit einem soliden Beschäftigungswachstum und einer tiefen Arbeitslosenquote sowie die Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes stimmen uns optimistisch. Dem stehen die einschränkenden Finanzierungsbedingungen gegenüber, welche aus dem restriktiven Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem damit einhergehenden Zinsanstieg resultieren. Der Ausblick für Investitionen der Unternehmer hat sich eingetrübt.
Die Europäische Kommission hat aufgrund der gesunkenen Energiepreise und der grösseren Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber dem schwierigen Umfeld, die Wachstumsprognosen für das Jahr 2023 auf einen Durchschnitt von 1.00% angehoben. Für die Jahre 2024 und 2025 erwarten die EZB-Fachleute ein Wachstum von 1.60%.
Die EZB hat an ihrer März-Sitzung beschlossen, die drei Leitzinssätze um jeweils 50.00 Basispunkte anzuheben und den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Der Leitzins für Hauptrefinanzierungsgeschäfte liegt nun bei 3.50%. Aufgrund den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hat EZB-Präsidentin Lagarde betont, dass die Währungshüter vorerst auf Sicht fahren und keinen Zinsausblick für die nächsten Sitzungen vorgelegt. Allgemein wird erwartet, dass bei den nächsten beiden Sitzungen mit einem Viertelprozentpunkt auf 4.00% gerechnet werden kann.
Die Gesamtinflation im Euro-Raum ist im März deutlich auf 6.90% gesunken, jedoch immer noch weit vom angestrebten Ziel von 2.00% entfernt. Die Trendwende, welche sich seit Jahresbeginn abgezeichnet hat, wurde damit bestätigt. Allerdings zog die Kerninflation auf 5.70% an, was zeigt, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist. Allein die Kategorie Nahrungsmittel trug gut 3.00% zur März-Teuerung bei. Die EZB geht davon aus, dass die Teuerung 2023 im Durchschnitt bei 4.60% liegen wird. Den Prognosen zur Folge wird sie 2024 auf 2.50% und 2025 auf 2.20% fallen.
Quellen: Europäische Kommission, Statista, S&P Global
United Kingdom
USA
Inflation sinkt weiter
Im März erreichte gemäss Markit Economics der S&P Global US Composite PMI einen Wert von 52.30 Punkte (im Februar lag dieser noch bei 50.10). Diese Verbesserung war vor allem auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der im März gegenüber dem Vormonat von 50.60 auf 52.60 Punkte anzog. Auch der produzierende Sektor hat in dieser Zeitspanne zugelegt, blieb aber mit 49.20 Punkten unter der Expansionsschwelle von 50.00. Der 3 bis 6 Monate konjunkturelle Vorlaufindex zeigt damit, trotz den starken Zinserhöhungen, wieder eine expandierende Wirtschaftsaktivität an. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet gemäss seiner April Prognosen nun ein Wachstum der US Wirtschaft von 1.60% (+ 0.20% gegenüber seiner Januar Prognose) in diesem Jahr und 1.10% im nächsten Jahr. Er warnt davor, dass sich auch global die Wachstumsraten in den nächsten Jahren unterdurchschnittlich entwickeln könnten.
Die Inflationsrate ist im Januar weiter auf 5.00% gefallen (Februar 6.00%). Die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) ist hingegen im März leicht von 5.50% auf 5.60% gestiegen. Fast die Hälfte dieser Kernteuerung ist auf die Mietkosten zurückzuführen. Der auf ein Jahr hochgerechnete 3 Monatsdurchschnitt der Kernteuerung indiziert aber auch hier ein Nachlassen des Teuerungsdrucks.
Die Arbeitslosenquote im März betrug saisonbereinigt tiefe 3.50% (Februar 3.60%). Bei den neugeschaffenen Stellen (ohne Landwirtschaft) ist im März die erwartete Beruhigung eingetreten. Es wurden noch 236'000 neue Stellen geschaffen. Der Zuwachs ist damit immer noch robust, aber doch viel tiefer als noch im Januar (+472'000) und Februar (+326'000).
Dadurch sind die Markterwartungen an weitere Zinserhöhungen des Fed gesunken. Für die nächste Sitzung der Zentralbank am 3. Mai 2023 wird noch ein letzter Zinsschritt um 0.25% auf 5.25% erwartet.
Im 2023 wird für die S&P 500 Gesellschaften ein Gewinnwachstum von 0.90% und ein Umsatzwachstum von 2.10% erwartet. Für die ersten zwei Quartale wird dabei mit negativen (Gewinne) oder leicht positiven Raten (Umsatz) und für die letzten zwei Quartale wieder mit positiven Raten gerechnet. Gemäss FactSet ist das Kurs-/Gewinnverhältnis des S&P 500, basierend auf den erwarteten 2023 Unternehmensgewinnen 18.30, leicht unter dem 5-jährigen Durchschnitt von 18.50 und über dem 10-jährigen Durchschnitt von 17.30.
Die Turbulenzen im Finanzsektor haben sich wieder gelegt. Hiervon zeugt auch, dass das Diskontfenster des Fed sowie ihr im März geschaffenes Bank Term Funding Programm von den Banken wieder weniger beansprucht wird. Die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken an die Privatwirtschaft könnte aber das Wirtschaftswachstum schwächen. Wir erwarten, dass trotz eines allfälligen ‘Showdowns’ zwischen den Republikanern und Demokraten im US Kongress betreffend Erhöhung der Schuldengrenze, bis im Juni ein entsprechender Beschluss gefasst wird.
GDP 2023 (IWF): +1.60% (E) Inflation 2023 (SPF): +4.50% (E) Fed Fund Rate: +5.00%
Unser Fazit:
Die Wahrscheinlichkeit einer Wirtschaftsverlangsamung (Soft Landing) ist wieder gestiegen. Da sich die Inflationsraten weiter zurückbilden, wächst der Spielraum des Fed in der zweiten Jahreshälfte, die Zinsen – sofern nötig – wieder zu senken. Steigende Unternehmensgewinne werden die Bewertungen der Aktien mittelfristig positiv beeinflussen, kurzfristig sorgen derweil die höheren Zinsen noch für Gegenwind.
Dr. Patrick Huser, CEO
Quellen: Markit Economics, IWF World Economic Outlook April 2023, FactSet
China
Wirtschaft im Aufwind
Die wirtschaftliche Erholung wird insbesondere von Aufholeffekten in kontaktnahen Dienstleistungen getragen. Die Detailhändler verzeichnen erstmals seit Herbst ein Umsatzplus. Durch gezielte Massnahmen der Regierung hat sich die Stabilisierung des wankelnden Immobiliensektors fortgesetzt. Die Preise für Neubauten haben bereits wieder angezogen. Bessere Finanzierungsbedingungen und eine wieder erstarkte Nachfrage animieren die Immobilienentwickler, neue Projekte voranzutreiben und zu investieren. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der vom privaten Umfrageinstitut Caixin erhoben wird, hat im März unerwartet kräftig zugelegt. Der PMI stieg von 55.00 auf 57.80 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit Ende 2020. Der Index notiert nun den 3. Monat in Folge deutlich über der Wachstumsschwelle von 50.00 Punkten, also seit der Aufhebung des Nulltoleranz-Ansatzes bei der Virusbekämpfung. Die Unternehmen blicken den kommenden Monaten weiterhin optimistisch entgegen. Der PMI Composite, welcher den Industrie- und Dienstleistungssektor kombiniert, ist im März von 54.20 auf 54.50 Punkte gestiegen und signalisiert damit eine anhaltende Erholung. Im letzten Monat hat der Nationale Volkskongress (NVK) die Weichen für einen zunehmend offen ausgefochtenen Wettbewerb zwischen China und den USA gestellt. Xi Jinping wurde offiziell für eine dritte Amtszeit als Präsident der Volksrepublik bestätigt. Es geht um Macht und Einfluss, aber auch um Sicherheitspolitik im militärischen und zivilen Bereich, auch in Bezug auf Energiesicherheit. China will eine neue Balance finden zwischen global verflochtenen Lieferketten und weniger Abhängigkeit von anderen Ländern bei kritischen Technologien.
Der chinesische Dienstleistungssektor erholt sich derzeit rasch von den einschneidenden Viruseindämmungsmassnahmen der Vorjahre. Dank grossen Aufholeffekten rechnen wir denn auch mit einer Fortsetzung in den nächsten Monaten. Als Wirtschaftswachstumsziel setzte sich die Regierung mit 5.00% ein machbares Ergebnis. Die internationalen politischen Risken haben deutlich zugenommen, deshalb empfehlen wir keine direkten Anlagen in China. Wir bevorzugen westliche Unternehmen, welche von der Wiedereröffnung Chinas profitieren.
Leider beginnt auch dieses Jahr wieder mit zum Teil saftigen Preissteigerungen. Zahlreiche Hersteller haben angekündigt, dass mehrere tausend Produkte teurer werden – etliche dieser Produkte wurden bereits im Vorjahr verteuert. Betroffen sind vor allem Mehl und Mehlprodukte, ausserdem Kaffee, Gas, Papierwaren, Strom und selbst Fahrkarten für den öffentlichen Verkehr. Mit anderen Worten: Niemand kommt drum herum. Ein bisher kalter Winter sorgt zusätzlich für steigende Obst-und Gemüsepreise. Kurz, auch Japan hat mit der Inflation zu kämpfen. Bis jetzt hat die japanische Nationalbank an ihrer Politik der negativen Zinsen festgehalten und der neue Kandidat für den Posten bei der Bank of Japan ist nicht beunruhigt. Es gibt aber Stimmen auf dem Markt, dass wir dieses Jahr die ersten Zinserhöhungen sehen werden. Es wird erwartet, dass sich der JPY aufwerten wird. Die Kombination aus Normalisierung der Geldpolitik und leichter Inflation kann dem Aktienmarkt einen ordentlichen Schub geben. Da die Realzinsen vermutlich negativ bleiben, bedeutet dies einen Schub für das Wachstum der Wirtschaft und die Unternehmensgewinne werden positiv ausfallen. Die Firmen sind mit Liquidität gut ausgestattet.
Japan ist immer noch unterbewertet, günstig und zu wenig repräsentiert in Portfolios. Der Markt bietet eine gute Gelegenheit für mittelfristig orientierte Investoren.
Unterstützt durch die wirtschaftliche Expansion in China, sollte die Nachfrage in den Schwellenländern anziehen. Die grössten Wachstumsraten werden in den asiatischen Ländern erwartet, angeführt von China, Korea und Thailand, währenddem die Lateinamerikanischen Länder beim Wirtschaftswachstum hinterherhinken. Die jüngsten Unternehmensergebnisse zeigen eine Gewinnerholung auf. Die Bewertungen der Aktienmärkte sind im historischen Vergleich fair. Zu den Hauptrisiken gehören eine weitere Erhöhung der US-Zinsen, ein starker USD und eine erhebliche Eskalation der geopolitischen Spannungen. Eine Rezession in den USA war in früheren Jahrzehnten ein viel grösseres Risiko für die Aktienmärkte der Schwellenländer als heute. In den letzten Jahren konnte die Abhängigkeit von der US-Wirtschaft abgebaut werden, dafür ist der Anteil Chinas stark gewachsen. Der Anteil chinesischer Aktien im MSCI Emerging Market Index macht inzwischen ein Drittel der Marktkapitalisierung aus.
Unser Fazit:
Momentan bevorzugen wir Anlagen in westlichen Aktienmärkten, welche auch von der Erholung der Wirtschaft in den Schwellenländern profitieren.
Die meisten Aktienmärkte haben sich im Laufe des Monats März, trotz hoher Volatilität, behaupten können und in diesem Quartal mit einer positiven Performance abgeschlossen. Defensive und zinssensitive Aktiensektoren, wie die nicht-zyklischen Konsumgüter oder der IT-Sektor, gehörten zu den Gewinnern, während die Finanzwerte stark an Wert verloren haben. So führten die Unsicherheiten um die Silicon Valley Bank vor allem in den USA zur einer Geldflucht, und mehrere Milliarden Dollar an Einlagen wurden den amerikanischen Depotbanken entzogen: Die Einlagen bei der Depotbank State Street und der Regionalbank M&T Bank fielen jeweils um 3.00%, während die bei der Charles Schwab um 11.00% gegenüber dem Vorquartal zurückgingen.
Für das laufende Jahr deutet der jüngste Ausblick auf ein gedrosseltes Wachstum der Weltwirtschaft bei hartnäckigem Druck der Kerninflation hin. Dennoch überraschte die Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds mit einem Zuwachs von 2.80% für 2023 positiv. Denn es wird immer sichtbarer, dass die aggressive Zinserhöhungspolitik der Fed im Kampf gegen primär angebotsseitig getriebene Inflationsrisiken Bremsspuren in der Wirtschaft und Risse im Finanzsystem verursacht. Die Furcht vor den global weiter steigenden Zinsen drängt auch das überraschend gute chinesische Wirtschaftswachstum von 4.50% im ersten Quartal in den Hintergrund und wurde an den chinesischen Börsen dieses Jahr kaum gewürdigt. Einzig Japan entzieht sich diesem Zinsdruck: Hier stützt das Bekenntnis des neuen japanischen Notenbankgouverneurs Kazuo Ueda zu weiter niedrigen Zinsen. Aufgrund unerwartet stark ausgefallener US-Konjunkturdaten haben die Zinsspekulationen die Nachfrage nach US-Aktien gebremst. Zusätzlich sehen Analysten den Geschäftszahlen für die amerikanischen Unternehmen eher pessimistisch entgegen und rechnen in der Summe für die S&P 500-Unternehmen mit einem weiteren Quartal rückläufiger Gewinne.
Unser Fazit:
Auch wenn es kurzfristig etwas turbulent bleibt, sind wir immer noch positiv für die Aktienmärkte!
Noch befinden sich die meisten Volkswirtschaften rund um den Globus auf Wachstumskurs. Die zuletzt weiter gestiegenen Vorlauf- und Stimmungsindikatoren signalisieren sogar eine Wiederbelebung. Pessimismus ist somit fehl am Platz. Eine restriktive Geldpolitik wirkt sich aber bekanntlich erst mit einer Verzögerung von einigen Monaten auf die Realwirtschaft aus. Vor diesem Hintergrund ist daher bei der Anlagepolitik auch weiter Vorsicht angebracht, zumal die Auswirkungen der Bankenturbulenzen und die damit verbundenen schlechteren Konjunkturaussichten bisher nur beschränkte Auswirkungen auf die Aktienmärkte gehabt haben. Mit Blick auf die nächsten 12 Monate sind wir jedoch vor allem für die europäischen Börsen weiterhin positiv. Aufgrund unseres Bewertungstools (CAIB) schätzen wir die Gewinn-/Risikorelation in Europa weiterhin als attraktiv ein. Die kontinentaleuropäischen Börsen weisen nach wie vor eine deutlich tiefere Bewertung als die US Börsen auf. Aber auch die Schweizer Aktien sind attraktiv und könnten vor allem in der zweiten Jahreshälfte überraschen.
Die aktuellen Angebotsfaktoren und Produktionshemmnisse führen immer sichtbarer zu einer Neuordnung des Welthandels und geoökonomischen Blockbildungen. Auch eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung oder die grüne Transformation der Wirtschaft führen zu einer Veränderung von bestehenden Marktverhältnissen und Wettbewerbspositionen der Unternehmungen. Dies führt zu einer Neubewertung der bisher üblichen Portfoliozusammenstellung. Der traditionelle „Dornröschen“-Anlageansatz („kaufen und vergessen“) weicht immer mehr einer dynamischeren und flexibleren Handhabung des Aktienportfolios. Die Fähigkeit des Unternehmens, sich an die sich schnell veränderten Bedingungen anzupassen, entscheidet letztlich über deren Börsenwert. Dabei spielen Trends eine grosse Rolle: Informieren Sie sich über unseren Trendinvest Approach!
Quellen: S&P, Citigroup, MarketMap, IMF, und Chefinvest
Zinsen
Paradigmawechsel
Das Phänomen, dass sich die zwei Hauptanlageklassen parallel entwickeln, hat sich 2023 weiterhin fortgesetzt. Die Aktienkurse stiegen und fielen, die Zinskurven bewegten sich analog und die Volatilität hat zugenommen. Diese Entwicklung ist zu beobachten in den folgenden Monaten. Zusammen mit dem anhaltenden Wachstum, z.B. am Arbeitsmarkt und dem Dienstleistungssektor, ist die Inflation stärker ausgefallen als angenommen. Die Leitzinsen wurden länger und höher angehoben als zu Beginn erwartet, trotzdem ist davon auszugehen, dass innerhalb des Jahres 2023 das Peak der Erhebungen der Zinsen erreicht wurde und die Finanzmärkte das Endniveau einpreisen. Die Renditen der Anleihen sind wieder höher als die Dividendenrenditen, mit einer Ausnahme in Japan. Hier hat sich in den letzten Monaten eine Alternative für Investoren aufgetan.
Staatsanleihen
Die Konjunkturdaten und die Inflation haben durch Ihre Stärke überrascht. Die Märkte haben die Risiken neu bewertet und die Zinskurve wurde insgesamt steiler und der Höhepunkt der Leitzinsen hat sich verschoben, trotzdem sehen wir, dass dieser Prozess sich dem Ende zuneigt. Dies wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zuerst in den USA eintreten.
Unser Fazit: Wir sehen globale Staatsanleihen eher positiv und bevorzugen amerikanische Treasuries.
Investment-Grade-Anleihen (IG)
Unternehmensanleihen können eine Vielzahl an Risikoappetit der Anleger abdecken, dies hängt vom emittierenden Unternehmen und dessen Zahlen und Rating ab. Anleger können mit hochqualitativen Anleihen in USD und EUR wieder gute Renditen erwirtschaften.
Unser Fazit: Wir sind bei Investment-Grade-Anleihen (IG) positiv und favorisieren diese mit kürzeren Laufzeiten.
High Yield Anleihen (HY)
Für den Anleihenmarkt ist ein Konjunktureinbruch im Moment das Hauptrisiko. Besonders in Mitleidenschaft gezogen davon sind die HY-Anleihen. Das Ausfallsrisiko bei HY Anleihen ist mit der Marktentwicklung gestiegen und es besteht die Gefahr einer weiteren Herabstufung des Ratings. Die höheren Coupons entschädigen dieses zusätzliche Risiko nicht.
Unser Fazit: Wir empfehlen dieses Segment in den kommenden Monaten zu meiden.
Emerging Markets Anleihen (EM)
EM bieten einen Renditeaufschlag für ein höheres Ausfall- und Währungsrisiko. Durch die robusten Fundamentaldaten und die Erwartung, dass es nicht zu einer schweren Rezession kommt, wird diese Anlageklasse unterstützt. Die höheren Coupons dieser Anlageklasse entschädigen den Anleger für das höhere Risiko. Die Coupons liegen um die 8%, welches deutlich über den globalen Inflationsnivaus ist. EM Anleihen profitieren von der Erwartung, dass es nicht zu einer tiefen Rezession kommen wird und Lockerungen der Pandemiepolitik in Asien.
Unser Fazit: Wir erachten es für risikoreichere Anleger interessant, in EM in Hartwährungen zu investieren. Um das Risiko des Ausfalls zu reduzieren sollten ETFs in Betracht gezogen werden und die Kreditqualität genau geprüft werden.
Währungen sind auch im Jahr 2023 ein Spielball der Politik der Nationalbanken
Obwohl die Bedeutung der USA in der Weltwirtschaft abnimmt, erfüllt der Dollar weiterhin die Kriterien einer Leitwährung. Um eine Leitwährung zu sein, muss eine Währung uneingeschränkt wechselbar in andere Währungen sein. Diese Währung ist weltweit dominierend als Devisenreserve, Transaktions-, Fakturierungs- und auch Anlage- und Emissionswährung. Der USD hat alle diese Eigenschaften und dominiert hiermit gegenüber vielen anderen Währungen und es sind klare Vorteile für die USA damit verbunden. Unter anderem realisiert sie als Emittent der Weltwährung beträchtliche Geldschöpfungsgewinne. Es wird immer wieder Kritik daran laut, welche vor allem politisch bedingt ist.
EUR/USD (18.04.2023: 1.10)
Der USD hat einen Teil der Verluste von 2022 seit Jahresanfang weiter aufgeholt. Die aktuellen Konjunkturdaten aus den USA sind weiterhin gut. Die FED hat trotz Turbulenzen am Finanzmarkt die US-Leitzinsen weiter erhöht und in Raum gestellt, dies weiterhin zu tun, um die Inflation zu bekämpfen. Dieses Phänomen hat die EZB zwar auch, aber die Leitzinsen in Europa liegen deutlich unter dem in der USA.
Unser Fazit: Wir erwarten, dass sich das Währungspaar einpendelt und sein Niveau um die 1.05 findet.
EUR/CHF (18.04.2023: 0.98)
In der Eurozone haben sich die wirtschaftlichen Aussichten zuletzt verbessert, trotzdem beurteilen wir den CHF zum EUR weiterhin positiv. Zwar sorgt in der Schweiz eine höhere Inflation für weitere Zinserhöhungen der SNB (Leitzins wird nun neu bei 2.25% erwartet), aber die EZB hat eine viel höhere Inflation mit ihren Zinserhöhungen zu bekämpfen und der Leitzins im Euroraum liegt deutlich über dem der Schweiz. Ausserdem ist die SNB bereit, zusätzlich mit weiteren geldpolitischen Eingriffen, in den Markt einzugreifen.
Unser Fazit: Wir erwarten weiterhin einen positiven Impuls für den CHF.
USD/CHF (18.04.2023: 0.89)
Die Inflation in der Schweiz ist zwar auch im ersten Quartal 2023 angestiegen, aber trotzdem viel moderater als in den USA. Gründe hierfür sind, dass die SNB in der Pandemie, nicht wie die USA und die Eurozone, die Konjunkturstimulierung zu exzessiv angetrieben haben. So kam es in der Schweiz auch nicht zu einer völlig übertriebenen Aufblähung der Geldmenge bzw. der monetären Liquidität wie in vielen anderen Ländern. Damit hat die Schweiz in den Jahren 2020 und 2021 weit weniger Inflationstreiber verursacht wie die Eurozone und die USA. Die Zinsspanne zwischen dem amerikanischen und schweizerischen Leitzins ist hoch und dies wird im Jahr 2023 auch so bleiben.
Unser Fazit: Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung des USD zum CHF, ausser die Schweizer Nationalbank ändert Ihre Politik.
Nachdem sich die Ölpreise im März in Richtung 70.00 USD pro Fass zurückbildeten, sind sie im April wieder leicht über 80.00 USD pro Fass gestiegen. Aufgrund der sinkenden Preise hat die OPEC+ die Ölproduktion anfangs April überraschend um weitere 1.16 Mio. Fass pro Tag gekürzt. Mit dieser Massnahme wahrt sie ihre (kurzfristigen) Interessen. Für die weltweiten Bemühungen (allen voran der USA und Europa), die Inflation zu bekämpfen, wirkt dieser Schritt - da kontraproduktiv - wie ein Affront. Langfristig könnte sich diese Massnahme - falls sie denn auch so umgesetzt wird - für die OPEC+ als Bumerang erweisen.
Unser Fazit:
Wir erwarten weiterhin eine anhaltende Seitwärtsbewegung bei Preisen um 80.00 USD je Fass WTI Öl.
Der Goldpreis konnte sich aufgrund der Bankenkrise über die USD 2'000/oz. Marke setzen und hat diese auch mehrfach durchbrochen und hält sich leicht darüber. Dies ist ein Anzeichen, dass die Zinsanhebungen dem Ende entgegen gehen könnten aber die Unsicherheiten bzgl. Rezession weiter bestehen werden. Gegenüber anderen Edelmetallen hat sich Gold im 2023 sehr gut behauptet (siehe Grafik).
Platin kann seine Marktstellung halten, da es alternativ zu Palladium bei Katalysatorherstellern führend gebraucht wird und auch für die Zeit nach 2035 bei der Herstellung von Brennstoffzellen von Bedarf sein wird.
Unser Fazit: Neutral
Die andauernden geopolitischen- wie auch Bankenprobleme geben Gold und Platin weiterhin einen diversifizierenden Platz in einem ausgewogenen Portfolio.
Andreas Betschart, Business Manager
Quellen: UBS, Bloomberg
Begrifferklärungen
bbl: 1 Barrell = 158,987294928 Liter Bp: Basispunkte BIP: Bruttoinlandprodukt BIZ: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist eine Internationale Organisation des Finanzwesens. Eine Mitgliedschaft ist Zentralbanken oder vergleichbaren Institutionen vorbehalten. CAIB: Der CAIB basiert auf einer von Chefinvest entwickelten gewichteten Multifaktorberechnung, die anhand eines Scoringmodells laufend bewertet wird. Die Bandbreite beträgt -1 bis +1. Ein Minuswert deutet zukünftig auf eine höhere Wahrscheinlichkeit schwächerer Aktienrenditen hin und umgekehrt. EM-Anleihen: Anleihen von Schwellenländern. Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist. HY-Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen als BB+ oder schlechter eingestuft. IG-Anleihen: Investment Grade Anleihen sind sämtliche Anleihen, die mit einer guten bis sehr guten Bonitätsnote (Rating) versehen sind. Als Investment Grade Bereich gelten die Rating Klassen AAA bis BBB-. IHS Markit: Börsenkotiertes Dateninformationsdienstleistungsunternehmen IWF: Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in den USA. KOF: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich LIBOR: London Interbank Offered Rate ist ein in London an allen Bankarbeitstagen unter bestimmten Bedingungen ermittelter Referenzzinssatz, der unter anderem als Grundlage für die Berechnung des Kreditzinses heran-gezogen wird. OPEC: Organisation erdölexportierender Länder (von englisch: Organization of the Petroleum Exporting Countries) OPEC+: Die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman. oz: Die Feinunze wird für Edelmetalle als Masseinheit verwendet und entspricht 31,1034768 Gramm. Saron: Der Swiss Average Rate Overnight ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken. Seco: Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft Spread: Differenz zwischen zwei vergleichbaren ökonomischen Grössen Tona rate: Der Tokyo Overnight Average Rate oder Japanese Yen Uncollateralized Overnight Call Rate ist ein unbesicherter Interbanken-Übernachtzinssatz und Referenzzinssatz für den japanischen Yen. WTI: West Texas Intermediate. Hochwertige US-Rohölsorte mit einem geringen Schwefelanteil
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Schweiz
Keine Entwarnung bei der Inflation
Mit 3.40% ist die Inflation in den ersten beiden Monaten des Jahres entgegen den Erwartungen weiter angestiegen um dann im März, wiederum eher überraschend, auf 2.90% zu korrigieren. Der Druck auf die Preise hat auf breiter Ebene zugenommen und ist auch im Dienstleistungssektor spürbar geworden. Die Expertengruppe des SECO hat Mitte März die erwartete durchschnittliche Jahresinflation für 2023 von 2.20% auf 2.40% angehoben. Auch das Wirtschaftswachstum wurde etwas überraschend von 1.00% auf 1.10% leicht erhöht. Gestützt durch die gute Lage am Arbeitsmarkt und den Nominallohnerhöhungen sollte der private Konsum in den kommenden Quartalen moderat ansteigen. Dafür ist bei den Investitionen angesichts des internationalen Wirtschaftsumfelds nur mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum zu rechnen. Die Schweizerische Nationalbank hat aufgrund des höheren Inflationsdrucks den Leitzins wie erwartet um 50.00 Basispunkte auf 1.50% angehoben und betont, dass möglicherweise weitere Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität zu gewährleisten. Im Juni wird die SNB wahrscheinlich eine weitere Erhöhung vornehmen und danach eine Zinspause einlegen. Der Arbeitsmarkt ist weiterhin äusserst robust und die durchschnittliche Arbeitslosigkeit wird für dieses Jahr bei rekordtiefen 2.00% prognostiziert.
SECO Konjunkturprognose
BIP 2023: +1.10% (E)
Inflation 2023: +2.40% (E)
SNB Leitzins: +1.50%
Unser Fazit:
Die letzten Konjunkturdaten sind mehrheitlich erfreulich ausgefallen. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank hat im März zu Turbulenzen im globalen Bankensystem geführt. Danach folgte die Notübernahme der CS durch die UBS. Die Märkte haben sich von den negativen Schlagzeilen über den Sektor etwas erholt. Die publizierten Unternehmensergebnisse des 1. Quartals sind mehrheitlich positiv ausgefallen und die Aussichten für das Jahr wurden bestätigt. Der Schweizer Aktienmarkt ist im historischen Vergleich unterbewertet und bietet langfristig gutes Potential.
Dino Marcesini, Partner
Quellen: OECD und SECO
Europäische Union
Widerstandsfähige Wirtschaft in schwierigem Umfeld
Für das 1. Quartal 2023 rechnen wir mit einer annähernden Stagnation der Konjunktur in Europa. Aufgrund von sinkenden Energiepreisen, nach den historischen Preisspitzen im 3. Quartal 2022, sanken die Importkosten für Energie erheblich, was den Aussenhandel stützte. Demgegenüber belasten der Konsum sowie die Investitionen das Wachstum.
Der EU-Arbeitsmarkt ist trotz der konjunkturellen Abschwächung nach wie vor robust. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote war per Ende Februar mit 6.00% in der Europäischen Union (EU) und 6.60% im Euroraum auf einem historischen Tiefstand. In Deutschland, Polen und Tschechien herrscht mit Arbeitslosenquoten zwischen 2.40% bis 2.90% nahezu Vollbeschäftigung, während in Spanien 12.80% als arbeitslos registriert sind.
Die Inflation in der Eurozone hat sich im März aufgrund sinkender Energiepreise deutlich auf 6.90% abgeschwächt. Im Februar lag sie noch bei 8.50% und im vergangenen Herbst bei über 10.50%, damit deutlich höher. Von Entwarnung kann jedoch noch keine Rede sein, denn die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, nahm im März weiter auf ein neues Rekordniveau von 5.70% zu.
Im März verzeichnete die Eurozone das stärkste Wirtschaftswachstum seit Mai 2022 – eine deutliche Steigerung gegenüber dem Schlussquartal 2022. Die entscheidenden Wachstumsimpulse gingen vom Dienstleistungssektor aus, während die Industrieproduktion nur minimal zulegte. Der S&P Global Flash Eurozone Composite PMI notierte im März mit 53.70 Punkten nach 52.00 Punkten im Februar zum dritten Mal in Folge über der neutralen Marke von 50.00 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird.
BIP-Wachstum 2023: +1.00% (E)
EU Inflation 2023: +4.60% (E)
Aktueller 3 Monats Libor: +3.17%
Unser Fazit:
Im Verlauf des 1. Quartals 2023 hat die Konjunktur in der Eurozone etwas an Dynamik gewonnen. Wir rechnen mit einer annähernden Stagnation, gefolgt von einem leichten Wachstum ab dem 2. Quartal. Durch die jüngsten Turbulenzen im globalen Finanzsystem ist die Unsicherheit für den globalen Wachstumsausblick gestiegen. Besonders rückläufige Inflationsraten mit nachziehenden Lohnerhöhungen sollten den Konsum stützen. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt mit einem soliden Beschäftigungswachstum und einer tiefen Arbeitslosenquote sowie die Vorlaufindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes stimmen uns optimistisch. Dem stehen die einschränkenden Finanzierungsbedingungen gegenüber, welche aus dem restriktiven Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem damit einhergehenden Zinsanstieg resultieren. Der Ausblick für Investitionen der Unternehmer hat sich eingetrübt.
Die Europäische Kommission hat aufgrund der gesunkenen Energiepreise und der grösseren Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber dem schwierigen Umfeld, die Wachstumsprognosen für das Jahr 2023 auf einen Durchschnitt von 1.00% angehoben. Für die Jahre 2024 und 2025 erwarten die EZB-Fachleute ein Wachstum von 1.60%.
Die EZB hat an ihrer März-Sitzung beschlossen, die drei Leitzinssätze um jeweils 50.00 Basispunkte anzuheben und den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Der Leitzins für Hauptrefinanzierungsgeschäfte liegt nun bei 3.50%. Aufgrund den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hat EZB-Präsidentin Lagarde betont, dass die Währungshüter vorerst auf Sicht fahren und keinen Zinsausblick für die nächsten Sitzungen vorgelegt. Allgemein wird erwartet, dass bei den nächsten beiden Sitzungen mit einem Viertelprozentpunkt auf 4.00% gerechnet werden kann.
Die Gesamtinflation im Euro-Raum ist im März deutlich auf 6.90% gesunken, jedoch immer noch weit vom angestrebten Ziel von 2.00% entfernt. Die Trendwende, welche sich seit Jahresbeginn abgezeichnet hat, wurde damit bestätigt. Allerdings zog die Kerninflation auf 5.70% an, was zeigt, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist. Allein die Kategorie Nahrungsmittel trug gut 3.00% zur März-Teuerung bei. Die EZB geht davon aus, dass die Teuerung 2023 im Durchschnitt bei 4.60% liegen wird. Den Prognosen zur Folge wird sie 2024 auf 2.50% und 2025 auf 2.20% fallen.
Daniel Beck, Mitglied der Geschäftsleitung
Quellen: Europäische Kommission, Statista, S&P Global
United Kingdom
USA
Inflation sinkt weiter
Im März erreichte gemäss Markit Economics der S&P Global US Composite PMI einen Wert von 52.30 Punkte (im Februar lag dieser noch bei 50.10). Diese Verbesserung war vor allem auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der im März gegenüber dem Vormonat von 50.60 auf 52.60 Punkte anzog. Auch der produzierende Sektor hat in dieser Zeitspanne zugelegt, blieb aber mit 49.20 Punkten unter der Expansionsschwelle von 50.00. Der 3 bis 6 Monate konjunkturelle Vorlaufindex zeigt damit, trotz den starken Zinserhöhungen, wieder eine expandierende Wirtschaftsaktivität an. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet gemäss seiner April Prognosen nun ein Wachstum der US Wirtschaft von 1.60% (+ 0.20% gegenüber seiner Januar Prognose) in diesem Jahr und 1.10% im nächsten Jahr. Er warnt davor, dass sich auch global die Wachstumsraten in den nächsten Jahren unterdurchschnittlich entwickeln könnten.
Die Inflationsrate ist im Januar weiter auf 5.00% gefallen (Februar 6.00%). Die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) ist hingegen im März leicht von 5.50% auf 5.60% gestiegen. Fast die Hälfte dieser Kernteuerung ist auf die Mietkosten zurückzuführen. Der auf ein Jahr hochgerechnete 3 Monatsdurchschnitt der Kernteuerung indiziert aber auch hier ein Nachlassen des Teuerungsdrucks.
Die Arbeitslosenquote im März betrug saisonbereinigt tiefe 3.50% (Februar 3.60%). Bei den neugeschaffenen Stellen (ohne Landwirtschaft) ist im März die erwartete Beruhigung eingetreten. Es wurden noch 236'000 neue Stellen geschaffen. Der Zuwachs ist damit immer noch robust, aber doch viel tiefer als noch im Januar (+472'000) und Februar (+326'000).
Dadurch sind die Markterwartungen an weitere Zinserhöhungen des Fed gesunken. Für die nächste Sitzung der Zentralbank am 3. Mai 2023 wird noch ein letzter Zinsschritt um 0.25% auf 5.25% erwartet.
Im 2023 wird für die S&P 500 Gesellschaften ein Gewinnwachstum von 0.90% und ein Umsatzwachstum von 2.10% erwartet. Für die ersten zwei Quartale wird dabei mit negativen (Gewinne) oder leicht positiven Raten (Umsatz) und für die letzten zwei Quartale wieder mit positiven Raten gerechnet. Gemäss FactSet ist das Kurs-/Gewinnverhältnis des S&P 500, basierend auf den erwarteten 2023 Unternehmensgewinnen 18.30, leicht unter dem 5-jährigen Durchschnitt von 18.50 und über dem 10-jährigen Durchschnitt von 17.30.
Die Turbulenzen im Finanzsektor haben sich wieder gelegt. Hiervon zeugt auch, dass das Diskontfenster des Fed sowie ihr im März geschaffenes Bank Term Funding Programm von den Banken wieder weniger beansprucht wird. Die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken an die Privatwirtschaft könnte aber das Wirtschaftswachstum schwächen. Wir erwarten, dass trotz eines allfälligen ‘Showdowns’ zwischen den Republikanern und Demokraten im US Kongress betreffend Erhöhung der Schuldengrenze, bis im Juni ein entsprechender Beschluss gefasst wird.
GDP 2023 (IWF): +1.60% (E)
Inflation 2023 (SPF): +4.50% (E)
Fed Fund Rate: +5.00%
Unser Fazit:
Die Wahrscheinlichkeit einer Wirtschaftsverlangsamung (Soft Landing) ist wieder gestiegen. Da sich die Inflationsraten weiter zurückbilden, wächst der Spielraum des Fed in der zweiten Jahreshälfte, die Zinsen – sofern nötig – wieder zu senken. Steigende Unternehmensgewinne werden die Bewertungen der Aktien mittelfristig positiv beeinflussen, kurzfristig sorgen derweil die höheren Zinsen noch für Gegenwind.
Dr. Patrick Huser, CEO
Quellen: Markit Economics, IWF World Economic Outlook April 2023, FactSet
China
Wirtschaft im Aufwind
Die wirtschaftliche Erholung wird insbesondere von Aufholeffekten in kontaktnahen Dienstleistungen getragen. Die Detailhändler verzeichnen erstmals seit Herbst ein Umsatzplus. Durch gezielte Massnahmen der Regierung hat sich die Stabilisierung des wankelnden Immobiliensektors fortgesetzt. Die Preise für Neubauten haben bereits wieder angezogen. Bessere Finanzierungsbedingungen und eine wieder erstarkte Nachfrage animieren die Immobilienentwickler, neue Projekte voranzutreiben und zu investieren. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der vom privaten Umfrageinstitut Caixin erhoben wird, hat im März unerwartet kräftig zugelegt. Der PMI stieg von 55.00 auf 57.80 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit Ende 2020. Der Index notiert nun den 3. Monat in Folge deutlich über der Wachstumsschwelle von 50.00 Punkten, also seit der Aufhebung des Nulltoleranz-Ansatzes bei der Virusbekämpfung. Die Unternehmen blicken den kommenden Monaten weiterhin optimistisch entgegen. Der PMI Composite, welcher den Industrie- und Dienstleistungssektor kombiniert, ist im März von 54.20 auf 54.50 Punkte gestiegen und signalisiert damit eine anhaltende Erholung. Im letzten Monat hat der Nationale Volkskongress (NVK) die Weichen für einen zunehmend offen ausgefochtenen Wettbewerb zwischen China und den USA gestellt. Xi Jinping wurde offiziell für eine dritte Amtszeit als Präsident der Volksrepublik bestätigt. Es geht um Macht und Einfluss, aber auch um Sicherheitspolitik im militärischen und zivilen Bereich, auch in Bezug auf Energiesicherheit. China will eine neue Balance finden zwischen global verflochtenen Lieferketten und weniger Abhängigkeit von anderen Ländern bei kritischen Technologien.
IMF Konjunkturprognose
BIP 2023: +5.20% (E)
Inflation 2023: +2.00% (E)
3 Monats Shibor: +2.42%
Unser Fazit:
Der chinesische Dienstleistungssektor erholt sich derzeit rasch von den einschneidenden Viruseindämmungsmassnahmen der Vorjahre. Dank grossen Aufholeffekten rechnen wir denn auch mit einer Fortsetzung in den nächsten Monaten. Als Wirtschaftswachstumsziel setzte sich die Regierung mit 5.00% ein machbares Ergebnis. Die internationalen politischen Risken haben deutlich zugenommen, deshalb empfehlen wir keine direkten Anlagen in China. Wir bevorzugen westliche Unternehmen, welche von der Wiedereröffnung Chinas profitieren.
Dino Marcesini, Partner
Quellen: IMF und LLB
Japan
Zinswende in Sicht?
Leider beginnt auch dieses Jahr wieder mit zum Teil saftigen Preissteigerungen. Zahlreiche Hersteller haben angekündigt, dass mehrere tausend Produkte teurer werden – etliche dieser Produkte wurden bereits im Vorjahr verteuert. Betroffen sind vor allem Mehl und Mehlprodukte, ausserdem Kaffee, Gas, Papierwaren, Strom und selbst Fahrkarten für den öffentlichen Verkehr. Mit anderen Worten: Niemand kommt drum herum. Ein bisher kalter Winter sorgt zusätzlich für steigende Obst-und Gemüsepreise. Kurz, auch Japan hat mit der Inflation zu kämpfen. Bis jetzt hat die japanische Nationalbank an ihrer Politik der negativen Zinsen festgehalten und der neue Kandidat für den Posten bei der Bank of Japan ist nicht beunruhigt. Es gibt aber Stimmen auf dem Markt, dass wir dieses Jahr die ersten Zinserhöhungen sehen werden. Es wird erwartet, dass sich der JPY aufwerten wird. Die Kombination aus Normalisierung der Geldpolitik und leichter Inflation kann dem Aktienmarkt einen ordentlichen Schub geben. Da die Realzinsen vermutlich negativ bleiben, bedeutet dies einen Schub für das Wachstum der Wirtschaft und die Unternehmensgewinne werden positiv ausfallen. Die Firmen sind mit Liquidität gut ausgestattet.
BIP 2023: +1.70% (E)
Inflation 2023: +1.40% (E)
3 Monats Tona Rate: -0.03%
Unser Fazit: Positiv
Japan ist immer noch unterbewertet, günstig und zu wenig repräsentiert in Portfolios. Der Markt bietet eine gute Gelegenheit für mittelfristig orientierte Investoren.
Mimi Haas, Lic.rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: F&W, JP Morgan und Bloomberg
Schwellenländer
Makroökonomie verbessert sich
Unterstützt durch die wirtschaftliche Expansion in China, sollte die Nachfrage in den Schwellenländern anziehen. Die grössten Wachstumsraten werden in den asiatischen Ländern erwartet, angeführt von China, Korea und Thailand, währenddem die Lateinamerikanischen Länder beim Wirtschaftswachstum hinterherhinken. Die jüngsten Unternehmensergebnisse zeigen eine Gewinnerholung auf. Die Bewertungen der Aktienmärkte sind im historischen Vergleich fair. Zu den Hauptrisiken gehören eine weitere Erhöhung der US-Zinsen, ein starker USD und eine erhebliche Eskalation der geopolitischen Spannungen. Eine Rezession in den USA war in früheren Jahrzehnten ein viel grösseres Risiko für die Aktienmärkte der Schwellenländer als heute. In den letzten Jahren konnte die Abhängigkeit von der US-Wirtschaft abgebaut werden, dafür ist der Anteil Chinas stark gewachsen. Der Anteil chinesischer Aktien im MSCI Emerging Market Index macht inzwischen ein Drittel der Marktkapitalisierung aus.
Unser Fazit:
Momentan bevorzugen wir Anlagen in westlichen Aktienmärkten, welche auch von der Erholung der Wirtschaft in den Schwellenländern profitieren.
Dino Marcesini, Partner
Quellen: IMF und LLB
Aktien
Der Dornröschen - Ansatz ist out
Die meisten Aktienmärkte haben sich im Laufe des Monats März, trotz hoher Volatilität, behaupten können und in diesem Quartal mit einer positiven Performance abgeschlossen. Defensive und zinssensitive Aktiensektoren, wie die nicht-zyklischen Konsumgüter oder der IT-Sektor, gehörten zu den Gewinnern, während die Finanzwerte stark an Wert verloren haben. So führten die Unsicherheiten um die Silicon Valley Bank vor allem in den USA zur einer Geldflucht, und mehrere Milliarden Dollar an Einlagen wurden den amerikanischen Depotbanken entzogen: Die Einlagen bei der Depotbank State Street und der Regionalbank M&T Bank fielen jeweils um 3.00%, während die bei der Charles Schwab um 11.00% gegenüber dem Vorquartal zurückgingen.
Für das laufende Jahr deutet der jüngste Ausblick auf ein gedrosseltes Wachstum der Weltwirtschaft bei hartnäckigem Druck der Kerninflation hin. Dennoch überraschte die Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds mit einem Zuwachs von 2.80% für 2023 positiv. Denn es wird immer sichtbarer, dass die aggressive Zinserhöhungspolitik der Fed im Kampf gegen primär angebotsseitig getriebene Inflationsrisiken Bremsspuren in der Wirtschaft und Risse im Finanzsystem verursacht. Die Furcht vor den global weiter steigenden Zinsen drängt auch das überraschend gute chinesische Wirtschaftswachstum von 4.50% im ersten Quartal in den Hintergrund und wurde an den chinesischen Börsen dieses Jahr kaum gewürdigt. Einzig Japan entzieht sich diesem Zinsdruck: Hier stützt das Bekenntnis des neuen japanischen Notenbankgouverneurs Kazuo Ueda zu weiter niedrigen Zinsen. Aufgrund unerwartet stark ausgefallener US-Konjunkturdaten haben die Zinsspekulationen die Nachfrage nach US-Aktien gebremst. Zusätzlich sehen Analysten den Geschäftszahlen für die amerikanischen Unternehmen eher pessimistisch entgegen und rechnen in der Summe für die S&P 500-Unternehmen mit einem weiteren Quartal rückläufiger Gewinne.
Unser Fazit:
Auch wenn es kurzfristig etwas turbulent bleibt, sind wir immer noch positiv für die Aktienmärkte!
Noch befinden sich die meisten Volkswirtschaften rund um den Globus auf Wachstumskurs. Die zuletzt weiter gestiegenen Vorlauf- und Stimmungsindikatoren signalisieren sogar eine Wiederbelebung. Pessimismus ist somit fehl am Platz. Eine restriktive Geldpolitik wirkt sich aber bekanntlich erst mit einer Verzögerung von einigen Monaten auf die Realwirtschaft aus. Vor diesem Hintergrund ist daher bei der Anlagepolitik auch weiter Vorsicht angebracht, zumal die Auswirkungen der Bankenturbulenzen und die damit verbundenen schlechteren Konjunkturaussichten bisher nur beschränkte Auswirkungen auf die Aktienmärkte gehabt haben. Mit Blick auf die nächsten 12 Monate sind wir jedoch vor allem für die europäischen Börsen weiterhin positiv. Aufgrund unseres Bewertungstools (CAIB) schätzen wir die Gewinn-/Risikorelation in Europa weiterhin als attraktiv ein. Die kontinentaleuropäischen Börsen weisen nach wie vor eine deutlich tiefere Bewertung als die US Börsen auf. Aber auch die Schweizer Aktien sind attraktiv und könnten vor allem in der zweiten Jahreshälfte überraschen.
Die aktuellen Angebotsfaktoren und Produktionshemmnisse führen immer sichtbarer zu einer Neuordnung des Welthandels und geoökonomischen Blockbildungen. Auch eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung oder die grüne Transformation der Wirtschaft führen zu einer Veränderung von bestehenden Marktverhältnissen und Wettbewerbspositionen der Unternehmungen. Dies führt zu einer Neubewertung der bisher üblichen Portfoliozusammenstellung. Der traditionelle „Dornröschen“-Anlageansatz („kaufen und vergessen“) weicht immer mehr einer dynamischeren und flexibleren Handhabung des Aktienportfolios. Die Fähigkeit des Unternehmens, sich an die sich schnell veränderten Bedingungen anzupassen, entscheidet letztlich über deren Börsenwert. Dabei spielen Trends eine grosse Rolle: Informieren Sie sich über unseren Trendinvest Approach!
Rico Albericci, CEFA
Quellen: S&P, Citigroup, MarketMap, IMF, und Chefinvest
Zinsen
Paradigmawechsel
Das Phänomen, dass sich die zwei Hauptanlageklassen parallel entwickeln, hat sich 2023 weiterhin fortgesetzt. Die Aktienkurse stiegen und fielen, die Zinskurven bewegten sich analog und die Volatilität hat zugenommen. Diese Entwicklung ist zu beobachten in den folgenden Monaten. Zusammen mit dem anhaltenden Wachstum, z.B. am Arbeitsmarkt und dem Dienstleistungssektor, ist die Inflation stärker ausgefallen als angenommen. Die Leitzinsen wurden länger und höher angehoben als zu Beginn erwartet, trotzdem ist davon auszugehen, dass innerhalb des Jahres 2023 das Peak der Erhebungen der Zinsen erreicht wurde und die Finanzmärkte das Endniveau einpreisen. Die Renditen der Anleihen sind wieder höher als die Dividendenrenditen, mit einer Ausnahme in Japan. Hier hat sich in den letzten Monaten eine Alternative für Investoren aufgetan.
Staatsanleihen
Die Konjunkturdaten und die Inflation haben durch Ihre Stärke überrascht. Die Märkte haben die Risiken neu bewertet und die Zinskurve wurde insgesamt steiler und der Höhepunkt der Leitzinsen hat sich verschoben, trotzdem sehen wir, dass dieser Prozess sich dem Ende zuneigt. Dies wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zuerst in den USA eintreten.
Unser Fazit: Wir sehen globale Staatsanleihen eher positiv und bevorzugen amerikanische Treasuries.
Investment-Grade-Anleihen (IG)
Unternehmensanleihen können eine Vielzahl an Risikoappetit der Anleger abdecken, dies hängt vom emittierenden Unternehmen und dessen Zahlen und Rating ab. Anleger können mit hochqualitativen Anleihen in USD und EUR wieder gute Renditen erwirtschaften.
Unser Fazit: Wir sind bei Investment-Grade-Anleihen (IG) positiv und favorisieren diese mit kürzeren Laufzeiten.
High Yield Anleihen (HY)
Für den Anleihenmarkt ist ein Konjunktureinbruch im Moment das Hauptrisiko. Besonders in Mitleidenschaft gezogen davon sind die HY-Anleihen. Das Ausfallsrisiko bei HY Anleihen ist mit der Marktentwicklung gestiegen und es besteht die Gefahr einer weiteren Herabstufung des Ratings. Die höheren Coupons entschädigen dieses zusätzliche Risiko nicht.
Unser Fazit: Wir empfehlen dieses Segment in den kommenden Monaten zu meiden.
Emerging Markets Anleihen (EM)
EM bieten einen Renditeaufschlag für ein höheres Ausfall- und Währungsrisiko. Durch die robusten Fundamentaldaten und die Erwartung, dass es nicht zu einer schweren Rezession kommt, wird diese Anlageklasse unterstützt. Die höheren Coupons dieser Anlageklasse entschädigen den Anleger für das höhere Risiko. Die Coupons liegen um die 8%, welches deutlich über den globalen Inflationsnivaus ist. EM Anleihen profitieren von der Erwartung, dass es nicht zu einer tiefen Rezession kommen wird und Lockerungen der Pandemiepolitik in Asien.
Unser Fazit: Wir erachten es für risikoreichere Anleger interessant, in EM in Hartwährungen zu investieren. Um das Risiko des Ausfalls zu reduzieren sollten ETFs in Betracht gezogen werden und die Kreditqualität genau geprüft werden.
Mimi Haas, Lic.rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: MarketMap, Bloomberg und F&W
Währungen
Währungen sind auch im Jahr 2023 ein Spielball der Politik der Nationalbanken
Obwohl die Bedeutung der USA in der Weltwirtschaft abnimmt, erfüllt der Dollar weiterhin die Kriterien einer Leitwährung. Um eine Leitwährung zu sein, muss eine Währung uneingeschränkt wechselbar in andere Währungen sein. Diese Währung ist weltweit dominierend als Devisenreserve, Transaktions-, Fakturierungs- und auch Anlage- und Emissionswährung. Der USD hat alle diese Eigenschaften und dominiert hiermit gegenüber vielen anderen Währungen und es sind klare Vorteile für die USA damit verbunden. Unter anderem realisiert sie als Emittent der Weltwährung beträchtliche Geldschöpfungsgewinne. Es wird immer wieder Kritik daran laut, welche vor allem politisch bedingt ist.
EUR/USD (18.04.2023: 1.10)
Der USD hat einen Teil der Verluste von 2022 seit Jahresanfang weiter aufgeholt. Die aktuellen Konjunkturdaten aus den USA sind weiterhin gut. Die FED hat trotz Turbulenzen am Finanzmarkt die US-Leitzinsen weiter erhöht und in Raum gestellt, dies weiterhin zu tun, um die Inflation zu bekämpfen. Dieses Phänomen hat die EZB zwar auch, aber die Leitzinsen in Europa liegen deutlich unter dem in der USA.
Unser Fazit: Wir erwarten, dass sich das Währungspaar einpendelt und sein Niveau um die 1.05 findet.
EUR/CHF (18.04.2023: 0.98)
In der Eurozone haben sich die wirtschaftlichen Aussichten zuletzt verbessert, trotzdem beurteilen wir den CHF zum EUR weiterhin positiv. Zwar sorgt in der Schweiz eine höhere Inflation für weitere Zinserhöhungen der SNB (Leitzins wird nun neu bei 2.25% erwartet), aber die EZB hat eine viel höhere Inflation mit ihren Zinserhöhungen zu bekämpfen und der Leitzins im Euroraum liegt deutlich über dem der Schweiz. Ausserdem ist die SNB bereit, zusätzlich mit weiteren geldpolitischen Eingriffen, in den Markt einzugreifen.
Unser Fazit: Wir erwarten weiterhin einen positiven Impuls für den CHF.
USD/CHF (18.04.2023: 0.89)
Die Inflation in der Schweiz ist zwar auch im ersten Quartal 2023 angestiegen, aber trotzdem viel moderater als in den USA. Gründe hierfür sind, dass die SNB in der Pandemie, nicht wie die USA und die Eurozone, die Konjunkturstimulierung zu exzessiv angetrieben haben. So kam es in der Schweiz auch nicht zu einer völlig übertriebenen Aufblähung der Geldmenge bzw. der monetären Liquidität wie in vielen anderen Ländern. Damit hat die Schweiz in den Jahren 2020 und 2021 weit weniger Inflationstreiber verursacht wie die Eurozone und die USA. Die Zinsspanne zwischen dem amerikanischen und schweizerischen Leitzins ist hoch und dies wird im Jahr 2023 auch so bleiben.
Unser Fazit: Wir erwarten eine Seitwärtsbewegung des USD zum CHF, ausser die Schweizer Nationalbank ändert Ihre Politik.
Mimi Haas, Lic.rer.pol. HSG, M.A. in Banking and Finance HSG, Partner
Quellen: F&W, Market Map und Bloomberg
Öl
Die OPEC kürzt die Produktion weiter
Nachdem sich die Ölpreise im März in Richtung 70.00 USD pro Fass zurückbildeten, sind sie im April wieder leicht über 80.00 USD pro Fass gestiegen. Aufgrund der sinkenden Preise hat die OPEC+ die Ölproduktion anfangs April überraschend um weitere 1.16 Mio. Fass pro Tag gekürzt. Mit dieser Massnahme wahrt sie ihre (kurzfristigen) Interessen. Für die weltweiten Bemühungen (allen voran der USA und Europa), die Inflation zu bekämpfen, wirkt dieser Schritt - da kontraproduktiv - wie ein Affront. Langfristig könnte sich diese Massnahme - falls sie denn auch so umgesetzt wird - für die OPEC+ als Bumerang erweisen.
Unser Fazit:
Wir erwarten weiterhin eine anhaltende Seitwärtsbewegung bei Preisen um 80.00 USD je Fass WTI Öl.
Dr. Patrick Huser, CEO
Quellen: F&W, MarketMap
Edelmetalle
Aufwärtstrend bestätigt
Der Goldpreis konnte sich aufgrund der Bankenkrise über die USD 2'000/oz. Marke setzen und hat diese auch mehrfach durchbrochen und hält sich leicht darüber. Dies ist ein Anzeichen, dass die Zinsanhebungen dem Ende entgegen gehen könnten aber die Unsicherheiten bzgl. Rezession weiter bestehen werden. Gegenüber anderen Edelmetallen hat sich Gold im 2023 sehr gut behauptet (siehe Grafik).
Platin kann seine Marktstellung halten, da es alternativ zu Palladium bei Katalysatorherstellern führend gebraucht wird und auch für die Zeit nach 2035 bei der Herstellung von Brennstoffzellen von Bedarf sein wird.
Unser Fazit: Neutral
Die andauernden geopolitischen- wie auch Bankenprobleme geben Gold und Platin weiterhin einen diversifizierenden Platz in einem ausgewogenen Portfolio.
Andreas Betschart, Business Manager
Quellen: UBS, Bloomberg
Begrifferklärungen
bbl: 1 Barrell = 158,987294928 Liter
Bp: Basispunkte
BIP: Bruttoinlandprodukt
BIZ: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist eine Internationale Organisation des Finanzwesens. Eine Mitgliedschaft ist Zentralbanken oder vergleichbaren Institutionen vorbehalten.
CAIB: Der CAIB basiert auf einer von Chefinvest entwickelten gewichteten Multifaktorberechnung, die anhand eines Scoringmodells laufend bewertet wird. Die Bandbreite beträgt -1 bis +1. Ein Minuswert deutet zukünftig auf eine höhere Wahrscheinlichkeit schwächerer Aktienrenditen hin und umgekehrt.
EM-Anleihen: Anleihen von Schwellenländern. Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist.
HY-Anleihen: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität. Sie werden von den Ratingagenturen als BB+ oder schlechter eingestuft.
IG-Anleihen: Investment Grade Anleihen sind sämtliche Anleihen, die mit einer guten bis sehr guten Bonitätsnote (Rating) versehen sind. Als Investment Grade Bereich gelten die Rating Klassen AAA bis BBB-.
IHS Markit: Börsenkotiertes Dateninformationsdienstleistungsunternehmen
IWF: Der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund auch bekannt als Weltwährungsfonds) ist eine rechtlich, organisatorisch und finanziell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in den USA.
KOF: Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
LIBOR: London Interbank Offered Rate ist ein in London an allen Bankarbeitstagen unter bestimmten Bedingungen ermittelter Referenzzinssatz, der unter anderem als Grundlage für die Berechnung des Kreditzinses heran-gezogen wird.
OPEC: Organisation erdölexportierender Länder (von englisch: Organization of the Petroleum Exporting Countries)
OPEC+: Die Kooperation mit Nicht-OPEC-Staaten wie Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman.
oz: Die Feinunze wird für Edelmetalle als Masseinheit verwendet und entspricht 31,1034768 Gramm.
Saron: Der Swiss Average Rate Overnight ist ein Referenzzinssatz für den Schweizer Franken.
Seco: Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft
Spread: Differenz zwischen zwei vergleichbaren ökonomischen Grössen
Tona rate: Der Tokyo Overnight Average Rate oder Japanese Yen Uncollateralized Overnight Call Rate ist ein unbesicherter Interbanken-Übernachtzinssatz und Referenzzinssatz für den japanischen Yen.
WTI: West Texas Intermediate. Hochwertige US-Rohölsorte mit einem geringen Schwefelanteil
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